Diakonie Mark-Ruhr
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Diakonie Mark-Ruhr macht sich für Menschen stark, die derzeit vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen werden


Schwelm. Die Wohnungslosenhilfe und die regionale Flüchtlingsberatung Schwelm der Diakonie Mark-Ruhr machen sich für ein Belegrecht der Kommunen bei der Vergabe von Sozialwohnungen an besonders be-nachteiligte Personen stark. „In unserer täglichen Arbeit erleben wir immer wieder Fälle, in denen sowohl für Einzelpersonen, aber gerade auch für Großfamilien bezahlbarer Wohnraum fehlt“, berichtet Heike Orth von der Wohnungslosenhilfe in Schwelm.

„Es gibt Gruppen, die regelrecht vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen sind, das sind beispielsweise Menschen mit eklatanten psychischen Auffälligkeiten oder anderen gravierenden Vermittlungshemmnissen, Schulden. Bei diesen überlagern die vielschichtigen Problemlagen die Wohnraumsuche.“

Das gilt auch für Menschen mit Migrationsgeschichte, wie Vasilisa Sterzer vom Fachdienst Migration und Integration am Standort Schwelm berichtet. Sie ist tätig in der Regionalen Flüchtlingsberatung und in der Mig-rationsberatung für Erwachsene. „Eine alleinerziehende Mutter afrikani-scher Herkunft wohnt gerade in einer 50 Quadratmeter kleinen Wohnung zusammen mit vier Kindern, eins davon ist noch ein Baby. Sie sucht seit einiger Zeit auch mit der Unterstützung eines Ehrenamtlichen nach einer größeren Wohnung.“ Und dies sei keine Ausnahme. Vasilisa Sterzer be-richtet darüber hinaus von einem weiteren Beispiel, einer siebenköpfigen afrikanischen Familie, die in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt. Die von ihr betreuten Personen haben aufgrund von Sprachbarrieren und immer noch vorhandenen Vorurteilen wenige Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Sie erhalten häufig noch nicht einmal die Möglichkeit, Wohnungen zu besichtigen, wie Vasilisa Sterzer aus ihrer Beratungstätigkeit erzählt.

„In unserer Region möchte ich nicht unbedingt von Wohnungsnot spre-chen“, betont Heike Orth ausdrücklich, aber viele unserer Klienten suchen länger, bis sie eine angemessene Wohnung gefunden haben. Grundsätzlich gibt es aber immer auch Bewegung auf dem Wohnungs-markt. Und positiv ist auch, dass der EN-Kreis die Kosten der Unterkunft angepasst hat, was durchweg zu einer Erhöhung der Beträge in Bezug auf die Angemessenheit geführt hat.“

Zu all den Herausforderungen kommen dann noch immer mehr die Corona bedingten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dazu. Die Diakonie Mark-Ruhr erwartet wie viele Expert*innen auch, durch die Pandemie erhebliche Folgen für viele Menschen und den Wohnungsmarkt in der Region: Eine Zunahme von Armut durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit in Folge der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine neue Verschuldung von Haushalten inklusive von Miet- und Energieschulden; Spannungen in Familien, die zu Trennungen oder dem frühzeitigen Auszug von Kindern/ jungen Erwachsenen führen; den Verlust des Arbeitnehmerstatus zuge-wanderter EU-Bürger*innen im Verlauf der ersten fünf Jahre des Aufenthaltes in Deutschland (Arbeitnehmerfreizügigkeit) und dadurch den Entzug der materiellen Lebensgrundlage.

„Das bedeutet eine weiter zunehmende Konkurrenz am Wohnungsmarkt um günstigen Wohnraum, wenn vermehrt Menschen auf Sozialwohnungen bzw. im Sinne der Grundsicherung auf preislich angemessenen Wohnraum angewiesen sind. In allen Fällen, bei denen auf Grund von Einkommenseinbußen oder anderen Schwierigkeiten der Wohnungsverlust drohen könnte, bitten wir um eine frühzeitige Kontaktaufnahme zu einer unserer Beratungsstellen“, fordert Heike Orth auf.

Bildzeile:
Heike Orth (links) und Vasilisa Sterzer von der Diakonie Mark-Ruhr ma-chen auf aktuelle Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam.