Diakonie Mark-Ruhr
Diakonie

Traumatische Fluchterlebnisse verarbeiten


Hagen. Die Arbeit des Psychosozialen Zentrums (PSZ) stand im Fokus eines Vernetzungstreffens mit einer Delegation der Bundesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.) aus Berlin. Das von der Diakonie Mark-Ruhr getragene PSZ, das selbst auch Mitglied dieser Bundesarbeitsgemeinschaft ist, betreut geflüchtete Menschen in oft schwierigen und psychisch herausfordernden Situationen.

Im Jahr 2019 wurden in Hagen mehr als 300 geflüchtete Menschen vom PSZ betreut.

Laut Dr. Elisa Steinfurth von der BAfF, bieten die PSZ mit ihrem ganzheitlichen Behandlungsansatz ein einzigartiges Angebot. Sie versuchen deutschlandweit eine problematische Versorgungslücke zu schließen, indem sie neben den psychologischen Problemen auch auf den sozialen und asylrechtlichen Unterstützungsbedarf eingehen. Bundesweit sind in der BAfF 42 solcher PSZ vernetzt. Vor Ort in Hagen hilft ein Team mit den Schwerpunkten Soziale Arbeit und Psychologie den geflüchteten Menschen bei allen Fragen, die sich ihnen im alltäglichen Leben stellen. Neben einer Psychotherapie kann ein gesichertes soziales Umfeld zur Gesundung und psychischen Stabilisierung beitragen. Hierbei stehen Fragen der Ausbildung- und Arbeitsaufnahme, Möglichkeiten die deutsche Sprache zu erlernen, Information und Hilfestellung in asylrechtlichen und aufenthaltsrechtlichen Fragen, so wie die Voraussetzungen einer Familienzusammenführung im Fokus. Es gibt den betroffenen Menschen Sicherheit zu wissen, an wen sie sich mit all ihren Fragen zum Leben in Deutschland wenden können.

Erfahrene Psychotherapeuten ermöglichen traumatisierten geflüchteten Menschen Therapiegespräche. Diese können wegen der Sprachbarrieren allerdings meist nur mit Hilfe von Sprachmittlern, deren Finanzierung in der Regelversorgung nicht gewährleistet ist, im PSZ behandelt werden. „Oft ist es auch schwierig, für seltene Sprachen wie z. B. Somali, Tigrinya und Bangla Sprachmittler zu finden“, berichtet Heike Spielmann, Leiterin des Fachdienstes Migration und Integration der Diakonie Mark-Ruhr.
„125 der ca. 300 von uns beratenen geflüchteten Menschen nutzen dieses wichtige Angebot, die größte Gruppe stellen hier Geflüchtete aus Af-ghanistan dar", teilt Heike Spielmann mit. Die meisten Geflüchteten kamen im letzten Jahr aus Eritrea, Nigeria und Afghanistan nach Hagen.

„Zunächst gilt es, durch Gewalt schwer traumatisierte Opfer von Krieg und Bürgerkrieg zu stabilisieren“, betont Psychotherapeutin Ruth Flügge. Doch dies ist nur ein - wenn auch wichtiger - Aspekt der Arbeit des PSZ. „Wichtig ist uns, immer die Perspektive der Integration im Blick zu haben", sagt Heike Spielmann. Nur psychisch stabile Menschen können sich gut um sich, aber auch um ihre Kinder kümmern".

Sorge und Kampf um die Zukunft der Familien bestimmen allerdings oft den Alltag vieler Geflüchteter. „Gerade auch der unsichere Aufenthalts-status und die meist langen und zermürbenden Asylverfahren verhindern eine Heilung der psychischen Wunden“, sagt Psychotherapeutin Dr. Elisa Steinfurth von der BAfF. „Wenn man aber sieht, dass einerseits Frauen und Männer es nach einer Therapie schaffen, Deutsch zu lernen und eine Arbeitsstelle zu finden und die Kinder andererseits voller Ehrgeiz mit Erfolg die Schulen besuchen, dann ist dies eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit." Wenn das gelingt, können die Geflüchteten besser mit den Herausforderungen in einer anderen Gesellschaft mit für sie ungewohnter Kultur und ungewohnten Regeln zurechtzukommen. Doch ohne Unterstützung wie die des PSZ, fällt es vielen schwer, hier in der Region Fuß zu fassen.

Bildzeile:
Über die Arbeit des Psychosozialen Zentrums in Hagen hat sich eine Delegation aus Berlin, angeführt von Dr. Elisa Steinfurth (vierte von links), informiert. Gesprächspartner der Diakonie Mark-Ruhr waren Ruth Flügge, Heike Spielmann, Heinz Köhler, Tobias Weinreich und Anna Kofler (von links).