„Ist eine Herzensangelegenheit für mich“: Uwe kocht – und gibt Hoffnung
Iserlohn. Seit rund 13 Jahren engagiert sich Uwe Thomas ehrenamtlich in der Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie Mark-Ruhr in Iserlohn. Doch sein Weg dorthin war nicht immer einfach.
Es riecht nach Grünkohl. Sieben Kilogramm davon hat Uwe Thomas heute gekocht, dazu deftige Mettwürstchen und Kartoffeln. Innerhalb einer Stunde sind die Töpfe leer. Die Besucher:innen der Beratungsstelle für Wohnungslose in Iserlohn genießen das Essen – nicht nur, weil es schmeckt, sondern weil es mehr ist als nur eine warme Mahlzeit. „Essen bedeutet Gemeinschaft“, sagt Uwe. „Hier haben die Menschen die Möglichkeit, sich auszutauschen, zusammenzukommen und für einen Moment den Alltag zu vergessen.“ Denn neben der Fachberatung, die unter anderem auch durch Kirchensteuermittel finanziert wird, gibt es in der Einrichtung auch verschiedene, durch Kirchensteuermittel und private Spenden finanzierte Aufenthaltsangebote, die durch ehrenamtliches Engagement getragen werden. Doch wie kam es dazu, dass Uwe Thomas seit mehr als einem Jahrzehnt ehrenamtlich für Besucher:innen der Beratungsstelle kocht?
Ein Neuanfang aus der Krise
Was viele nicht wissen: Uwe kennt die dunklen Seiten des Lebens. 27 Jahre arbeitete er beim selben Arbeitgeber, führte ein geordnetes Leben – bis plötzlich alles wegbrach. Erst der Job, dann die Partnerschaft. „Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, erinnert sich der 61-jährige. Es war eine Zeit der Unsicherheit und der Verzweiflung. Doch Uwe ließ sich nicht unterkriegen. Er nahm Hilfe an, unter anderem auch in jener Iserlohner Beratungsstelle für Wohnungslose in der Trift und fand Halt – auch im Glauben. „Ich würde nicht sagen, dass ich aus einem besonders christlichen Elternhaus komme, aber mein Glaube hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Das hat mir Kraft gegeben, schwierige Lebensphasen zu überwinden.“
Vom Pfannkuchen zur Tradition
Als es ihm besser ging, wollte Uwe etwas zurückgeben. Sein Engagement begann klein: Mit ein paar Pfannkuchen. „Aus zehn Pfannkuchen wurden schnell 70“, erzählt er lachend. Heute kocht er regelmäßig für die Besucher:innen der Beratungsstelle – bis zu 30 Portionen pro Mahlzeit. Sein Repertoire ist bodenständig: Bolognese, Eintöpfe, Hausmannskost. „Das kommt gut an“, sagt er und deutet auf die geleerten Schüsseln. Unterstützt wird er dabei oft von Pia, die ebenfalls ehrenamtlich mithilft.
Doch Uwes Engagement geht weit über das Kochen hinaus. Er kümmert sich um den Einkauf, organisiert den Wäschedienst für die Klient:innen, erledigt Besorgungen, macht Frühstück für die Gäste. Und er hat immer ein offenes Ohr. „Ohne Uwe gäbe es diesen Zusammenhalt bei uns nicht“, sagt ein Besucher. „Er ist die gute Seele des Hauses.“ Das sieht auch das Team der Beratungsstelle so: „Ohne seine Tatkraft würde hier einiges fehlen.“
Ein Ort der Begegnung – trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Jeden Donnerstag gibt es in der Beratungsstelle Frühstück. Am dritten Donnerstag im Monat steht Uwe am Herd. Für viele Gäste ist das ein Fixpunkt in ihrer Woche. „Hier erleben die Gäste Struktur, das ist wichtig“, sagt er, auch aus eigener Erfahrung. Doch er macht sich Sorgen um die Zukunft. „Die Politik denkt vieles nicht zu Ende. Kürzungen in der sozialen Infrastruktur bedeuten oft, dass Angebote wie dieses wegfallen. Dabei müssten es viel mehr sein.“ Er erinnert in diesem Zusammenhang an das „Lichtblicke“-Angebot in Iserlohn, das es mittlerweile nicht mehr gibt. Das Problem: Die sogenannten Aufenthalts-Angebote sind nicht regelfinanziert, sondern auf Spenden angewiesen und ohne Ehrenamt nicht darstellbar.
Wie lange macht er weiter? Uwe hat darauf eine klare Antwort: „Solange meine Gesundheit mitmacht, bleibe ich dabei. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich.“ Sein Wunsch für die Zukunft? Dass die Menschen weiterhin die Möglichkeit haben, Orte wie diese zu nutzen. „Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen nicht verlernen, aufeinander zuzugehen.“
Die Nachfrage nach Unterstützung bleibt hoch. Angela Hendel, Beraterin der Wohnungslosenhilfe Iserlohn, berichtet, dass 2024 587 Menschen die Einrichtung aufgesucht haben – und sich die Zahlen der Beratungsfällle damit konstant auf dem hohen Niveau der Vorjahre bewegen. Die Anfragen werden komplexer, die Arbeitsdichte der Fachberater:innen der Einrichtung ist konstant hoch. Umso wichtiger sind Menschen wie Uwe Thomas. Menschen, die kochen, Zuhören und Hoffnung geben.
Kontakt:
Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr in Iserlohn
Trift 3
Tel.: 0 23 71 - 2 44 05
58636 Iserlohn
Web: Iserlohn | Diakonie Mark-Ruhr
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