Diakonie Mark-Ruhr
Diakonie

Autismus verstehen: Vortrag von Stephanie Meer-Walter im Karree38 erfährt hohe Resonanz


Iserlohn. Rund 120 interessierte Zuhörer:innen fanden sich am 16. Juni 2025 im Karree38 bei den Iserlohner Werkstätten (ISWE) ein, um den offenen Fachvortrag „Autistisch? Kann ich fließend!“ mit der Referentin Stephanie Meer-Walter zu verfolgen. Die Veranstaltung, zu der die Iserlohner Werkstätten als Gastgeberin gemeinsam mit der Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen (DMR-T&W) eingeladen hatten, erwies sich als voller Erfolg – sowohl inhaltlich als auch in der Resonanz des Publikums.

Die Initiative für den Vortrag kam von der Frühförderstelle der Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen in Kooperation mit dem Zentrum für Autismus-Kompetenz Iserlohn-Schwerte (ZAKI-S). Fachliche Unterstützung bei der Umsetzung leistete Christina Koschinski, Leiterin des ZAKI-S.

Nach der Begrüßung durch Claudia Salterberg (Geschäftsführung ISWE), Christian Müller (Geschäftsführung Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen) und Julia Brandt (Fachdienstleitung Soziale Teilhabe für Kinder und junge Menschen), nahm Stephanie Meer-Walter das Publikum mit auf eine Reise durch ihre persönliche und berufliche Auseinandersetzung mit dem Thema Autismus.

Erst mit 47 Jahren erhielt die erfahrene Lehrerin und Fachberaterin die Diagnose Asperger-Syndrom – ein Schlüsselmoment, der viele Jahre gesundheitlicher Beschwerden und sozialer Missverständnisse in ein neues Licht rückte. Offen, humorvoll und reflektiert berichtete sie von ihrer „Diagnose-Bingo“-Erfahrung, von der ständigen Anstrengung, sich im sozialen Miteinander anzupassen, und von einem „Denkstil wie eine Fremdsprache“, der sowohl bereichernd als auch herausfordernd sein kann.

Ihre Erzählungen aus dem Schulalltag machten deutlich, wie wenig Platz neurodivergente Denk- und Ausdrucksweisen im herkömmlichen Bildungssystem haben. Deutlich wurde: Verhaltensweisen wie Rückzug, scheinbares „Bocken“, ungewöhnliche Reaktionen oder ein „stur wirkendes“ Festhalten an Abläufen sind – gerade bei autistischen Kindern – keine Frage des Wollens, sondern häufig Ausdruck einer Überforderung. In diesen Momenten ist es ihnen schlicht nicht möglich, anders zu reagieren. Autismus bedeutet eben nicht mangelnden Willen, sondern oft einen inneren Kampf mit Reizüberflutung, sozialen Anforderungen und fehlender Flexibilität im Umfeld – eine Erkenntnis, die nicht nur für Fachkräfte, sondern auch für Angehörige und die breite Öffentlichkeit von großer Bedeutung ist.

Ein besonderer Aspekt des Abends war der interaktive Teil: Die Teilnehmenden konnten Fragen auf vorbereiteten Zetteln notieren, die nach einer kurzen Pause von Julia Brandt moderiert und von Stephanie Meer-Walter beantwortet wurden. Mit viel Engagement und unter spürbarem Energieeinsatz – sie selbst spricht von täglich nur zwölf „Energie-Löffeln“ – leistet Stephanie Meer-Walter durch ihre Vorträge, Bücher und Podcasts einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und zu mehr gegenseitigem Verständnis zwischen autistischen und nichtautistischen Menschen.

Die Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen und die Iserlohner Werkstätten danken allen Beteiligten und Gästen für ihr Interesse und ihre Offenheit. Die große Resonanz zeigt: Der Bedarf an Aufklärung über Autismus ist hoch – und ein respektvoller, informierter Umgang auf Augenhöhe wichtiger denn je.

 

Bildzeile: Nach dem Vortrag erhielt Referentin Stephanie Meer-Walter (re.) einen Blumenstrauß als Dankeschön. Im Namen der Gastgeberinnen dankten ihr (v.l.n.r.) Christian Müller (Geschäftsführung Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen), Christina Koschinski (Leitung ZAKI-S DMR-T&W), Julia Brandt (Fachdienstleitung Soziale Teilhabe für Kinder und junge Menschen DMR-T&W), Claudia Salterberg (Geschäftsführung Iserlohner Werkstätten) und Viktoria Uhrmann (Teamleitung Frühförderung DMR-T&W).