5 Jahre Familiencafé International: Etablierte Anlaufstelle für Menschen mit Migrationsgeschichte in Schwerte
Schwerte. Am 23. Mai feierte das Familiencafé International der Diakonie Schwerte sein fünfjähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten fanden in den Frauenräumen der Stadt Schwerte statt und zogen rund 20 Kinder und 12 Frauen mit Migrationsgeschichte an. Ein besonderer Tag für das Team und die Gäste.
Die Atmosphäre an diesem sonnigen Donnerstagnachmittag war gelöst. Frauen mit ihren Kindern, die das Familiencafé regelmäßig besuchen, tauschten sich herzlich untereinander und mit dem Team um Monika Fischer (Leitung Beratungsstelle und Koordination), Susanne Hantschel (pädagogische Fachkraft) und Alin Kalo (Soziologin) sowie den ehrenamtlichen Helferinnen aus. Das harmonische Miteinander unterstreicht die Bedeutung des Cafés als integrativen Treffpunkt in der Stadt. „Das Familiencafé ist für uns eine wichtige Anlaufstelle", sagt eine regelmäßige Besucherin, während sie ihr sechsmonatiges Kind auf dem Arm hält. „Hier finden wir nicht nur Unterstützung, sondern es entstehen auch Freundschaften."
Ein besonderes Highlight war die Aufführung eines einstudierten Liedes, das die Kinder vor der Einrichtung unter einem regenbogenfarbenen Sonnensegel zum Besten gaben. Die Feierlichkeiten und Gespräche verdeutlichten, dass der Austausch untereinander sowie mit den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen ein zentraler Schlüssel gelebter Integration ist. Das Familiencafé unterstützt Frauen in vielfältigen Lebenslagen, unter anderem bei der Vermittlung von Sprachkursen, der Berufsanerkennung oder dem Verständnis der lokalen Kultur und Gesellschaft.
Ein eindrucksvolles Beispiel für den Erfolg dieser Bemühungen ist die Geschichte von Dilveen. Die 26-jährige, wissbegierige und aufgeschlossene Frau, floh mit ihrem Mann aus dem Irak über die Türkei nach Deutschland und lebt seit Mai 2019 in Schwerte. Seit vier Jahren hat sie mit ihrem Mann einen Sohn, Mobin, mit dem sie das Familiencafé einmal in der Woche besucht. Ihre Ankunft fiel in die Coronazeit, was die Integration durch die Isolierungsmaßnahmen zusätzlich erschwerte. Da ihr Aufenthaltstitel lange Zeit ungeklärt war, blieb ihr auch der Besuch eines Deutschkurses in den ersten zwei Jahren verwehrt. „Ich habe mich davon nicht unterkriegen lassen und mit YouTube-Videos gelernt oder durch den Besuch im Café International. Auch wenn das Angebot in der Corona-Zeit eingeschränkt war und es eine schwierige Zeit für mich und meine Familie war, hatte ich durch die Mitarbeiterinnen der Diakonie weiterhin Kontakte. Ich wollte unbedingt sprechen lernen“, erinnert sich Dilveen. Mit ihrem Willen und auch der fortlaufenden Unterstützung des Cafés legte sie schließlich einen Deutschkurs erfolgreich ab und begann über einige Umwege schließlich eine Ausbildung zur Erzieherin, die sie kürzlich abschloss. „Es gab einige, die an mir zweifelten, aber auch viel Zuspruch und Mut, gerade hier im Familiencafé", erzählt die junge Frau. Ab August wird sie nun in der KiTa Schwerte-Ost der Diakonie Schwerte unter dem Dach der Diakonie Mark-Ruhr als Erzieherin arbeiten – jenem Träger, bei dem sie die ersten Kontakte knüpfte und Austausch hatte. Ein bedeutender Meilenstein für sie und ein Erfolg, auf den sie und das Team des Cafés stolz sind. „Das Angebot hier und der Kontakt zu Susanne (Hantschel) haben mich motiviert, nicht aufzugeben und positiv zu sein“, sagt Dilveen.
Doch nicht alle Geschichten sind so erfolgreich wie die von Dilveen. Behördlichen Reglementierungen, finanzielle Sorgen, Probleme im Alltags- und Familienleben oder die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen stellen viele Frauen vor große Herausforderungen. Bahiya, eine 52-jährige Buchhalterin aus dem Irak, lebt seit sechs Jahren in Schwerte und bewirbt sich laut eigener Aussage nahezu täglich auf Stellen in ihrem gelernten Beruf - trotz Anerkennung der beruflichen Qualifikation in Deutschland jedoch ohne Erfolg. „Ich brauche nur eine Chance", sagt sie verzweifelt. Malak, eine 40-jährige Mutter von vier Kindern aus Syrien, arbeitete in ihrem Heimatland als Vertretungslehrerin. In Deutschland arbeitet sie nun als Hauswirtschaftlerin, da die Anerkennung ihrer Qualifikationen und die Betreuung ihrer Kinder es schwierig machen, eine adäquate Anstellung zu finden. Dennoch ist sie dankbar für die Unterstützung des Familiencafés: „Noch vor meinem Sprachkurs konnte ich hier Sprache lernen. Dafür bin ich dankbar."
Das Jubiläum des Familiencafés International zeigte eindrucksvoll, wie wichtig der Austausch und die Unterstützung in einem geschützten Raum für die Integration sind. „Über die Jahre sind Vertrauen und Akzeptanz bei den Frauen gewachsen, sodass wir auch über sensible Themen sprechen können. Unsere Arbeit hier im Team ist nicht nur ein Job, sondern eine Herzensangelegenheit", betont Monika Fischer. „Wir möchten den Frauen und ihren Kindern eine Perspektive und Hoffnung geben." Dass die Besucherinnen in Schwerte dieses vielfältige Angebot gerne und dankend annehmen, zeigten die Jubiläumsfeierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen auf eine eindrucksvolle Art und Weise.
Zum Hintergrund:
Anlaufstelle und Treffpunkt für Frauen und Kinder mit Migrationsgeschichte in einem geschützten Umfeld – das ist das Familiencafé International der Diakonie Schwerte. Unter fachkundiger Leitung, unterstützt durch ehrenamtliche Helfer:innen, erhalten Besucherinnen soziale Unterstützung, praktische Hinweise in vielfältigen Lebenslagen oder Kontakte zu verschiedenen Hilfenetzwerken in Schwerte. Themen wie Rückkehr in die Arbeitswelt, Erziehungs- oder allgemeine Lebensfragen werden hier regelmäßig angesprochen. Das Familiencafé International befindet sich in den Frauenräumen der Stadt Schwerte (Theater am Fluss) an der Ruhrstraße 13 und öffnet jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr.
(Mehr: www.diakonie-schwerte.de)
Bildzeile: Mitarbeiterinnen, ehrenamtliche Helferinnen und viele Gäste mit Kindern feierten das fünfjährige Bestehen des Café International.