Weihnachtsfeier der Wohnungslosenhilfe in schwierigen Zeiten: Zahl akut obdachloser Klient:innen in der Aufnahmesituation stark angestiegen
Iserlohn. Bei der traditionellen Weihnachtsfeier im Iserlohner Varnhagen-haus blickt die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr auf das abgelaufene Jahr 2023. „Der Wegfall pandemiebedingter Schutzmechanismen und steigende Zahlen bei Zwangsräumungen belasten die Klient:innen in unserer Beratungsstelle“, berichtet Angela Hendel von der Wohnungslosenhilfe Iserlohn. Die Zahl akut obdachloser Menschen ist stark angestiegen und auch durch eine angespannte Personalsituation arbeitet das Team durchweg an der Belastungsgrenze.
Mehr als 100 Gäste besuchten die Weihnachtsfeier, die seit dem Jahr 2017 im Varnhagenhaus stattfindet, um ein ausreichendes Platzangebot vorzuhalten. „Wir danken dem Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn und Superintendentin Martina Espelöer sehr für ihre Gastfreundschaft, indem sie uns diesen Raum zur Verfügung stellen“, betont Ulf Wegmannn von der Wohnungslosenhilfe, der derzeit zwar nicht im Dienst ist, aber sich freute als Gast die Veranstaltung zu besuchen. Als festliches Mittagessen gab es auf der Weihnachtsfeier in diesem Jahr, die auch von der Sparkasse Iserlohn mit einer Geldspende unterstützt wurde, Rinderbraten, Klöße und Rotkohl mit einem Dessert nach Wahl. Alle Besucher:innen bekamen außerdem ein Weihnachtsgeschenk. Als zusätzliche Weihnachtsüberraschung begleiteten die Musiker Andy Schade und Stefan Widholt alias "!jaSicher!", gesponsert von der Rock und Pop Fabrik, die Veranstaltung mit einem musikalischen Programm.
In den zurückliegenden 12 Monaten suchten rund 620 Menschen die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr auf - das ist vergleichbar mit dem Vorjahr. Rund jeder Dritte ist jünger als 30 Jahre - der Frauenanteil ist von 27 auf 26 Prozent gesunken - das entspricht auch dem bundesweiten Durchschnitt. Und: Rund 35 Prozent der Besucher haben keine deutsche Staatsangehörigkeit - jeder zweite verfügt über einen Migrationshintergrund.
In Bezug auf das Thema Wohnungsaufnahme ist die Beratungsstelle mit einer weiterhin angespannten Wohnungsmarktsituation konfrontiert. „Wohnraum für unsere Klient:innen zu finden ist nicht einfach. Deshalb ist es besonders wichtig, Wohnraum - wo es möglich ist - zu erhalten. Die Anhebung der Mietobergrenze für Einzelpersonen, die im Bezug von Bürgergeld stehen um nur 12 Euro, wird keine Abmilderung der angespannten Wohnungssituation bringen“, warnt Angela Hendel.
Eine besorgniserregende Tendenz sieht das Team der Wohnungslosenhilfe bei den akut obdachlosen Klient:innen. Das sind die Menschen, die ohne Unterkunft auf der Straße leben sowie die in den Notunterkünften untergebrachten Obdachlosen. „Die Zahl dieser Personen ist angestiegen und liegt in der Aufnahmesituation inzwischen bei über 10 Prozent“, sagt Angela Hendel. Einen verifizierbaren Grund hierfür zu benennen, ist schwierig. „Dafür sind die Problemlagen vieler Klient:innen zu vielschichtig,“ erklärt Angela Hendel. Allerdings nimmt das Team in der Beratung wahr, dass viele Klient:innen physisch und psychisch zunehmend mit Pandemiefolgen zu kämpfen haben. So sind Fälle von Zwangsräumung, Verschuldung oder eskalierende Konflikte zunehmend zu beobachten.
Pfr. Matthias Börner nutze die Gelegenheit, nicht nur die wichtige Partnerschaft mit dem Ev. Kirchenkreis Iserlohn zu betonen, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Projektpartnerin Stadt Iserlohn sowie zur DROBS hervorzuheben. „Wir haben in Iserlohn ein gut funktionierendes, gewachsenes Hilfe-Netzwerk. Insbesondere leistet das von Land und EU geförderte Projekt „Endlich ein ZUHAUSE“ einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Kooperationsstrukturen. Ein Projekt, bei dem Mitarbeitende von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen frühzeitig aufsuchen und unterstützen, um ihre Obdachlosigkeit zu verhindern.“
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Mehr als 100 Gäste besuchten die Weihnachtsfeier der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr im Iserlohner Varnhagenhaus.