AG Wohlfahrt: Soziale Infrastruktur existentiell bedroht / beeindruckendes Zeichen der Solidarität in Düsseldorf
Hagen. Weit über 20.000 Teilnehmende haben am zurückliegenden Donnerstag (19. Oktober) vor dem Düsseldorfer Landtag demonstriert, um ein deutliches Zeichen im Rahmen der Kampagne „NRW bleib sozial“ zu setzen. Darunter waren auch zahlreiche Mitarbeitende der Hagener Wohlfahrtsverbände, allen voran die Vertretenden der Hagener AG Wohlfahrt um Heidrun Schulz-Rabenschlag (Diakonie Mark-Ruhr), Birgit Buchholz (AWO UB Hagen/ MK), Jan-Philipp Krawinkel (Der Paritätische) und Torsten Gunnemann (Caritasverband Hagen).
Stagnierende Titel im Landeshaushalt und angekündigte Kürzungen auf Bundes- und kommunaler Ebene zerstören eine bereits fragile soziale Infrastruktur. „Weitere finanzielle Einschränkungen im sozialen Bereich bedeuten Reduktion von Angeboten oder gar ihre Schließung und damit spürbare und nachhaltige Einschränkungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Stadt Hagen“, betont Heidrun Schulz-Rabenschlag im Namen der AG Wohlfahrt Hagen. „Uns steht die Beerdigung sozialer Einrichtungen bevor. Das würde die sozialen Probleme in unserer Stadt und Gesellschaft massiv verschärfen und nicht absehbare Folgekosten verursachen.“ Dabei geht es um alle Bereiche der sozialen Beratung und Prävention, Kindertageseinrichtungen, Offene Ganztagsschulen und Pflege. „Bei den Angeboten sprechen wir von zahlreichen Pflichtaufgaben des Staates, die gesetzlich verankert sind und die wir als Freie Wohlfahrt mit investieren. Die Mitarbeitenden der betroffenen Einrichtungen betreuen jährlich wachsende Zielgruppen. Wir sind am Limit! Die gesellschaftlichen Herausforderungen werden nicht weniger, sondern mehr“, unterstreicht Birgit Buchholz.
„Eine der wesentlichen Voraussetzungen für gute Qualität in den Einrichtungen ist, gutes Personal zu finden und auch halten zu können. Hierzu benötigt es gute Arbeitsbedingungen sowie eine adäquate Entlohnung. Deshalb begrüßen wir, dass die öffentliche Hand faire Löhne für die Beschäftigten in den Kitas ausgehandelt hat. An diesen Tariferhöhungen sind die Tarifverträge der freien Träger orientiert, um wettbewerbsfähig zu bleiben, aber vor allem ist eine adäquate Bezahlung pädagogischer Fachkräfte gemeinsames Ziel der freien Wohlfahrt. Dazu braucht es aber eine zeitnahe und auch auskömmliche Refinanzierung“, erläutert Torsten Gunnemann von der Caritas. Seit Monaten schlagen die freien Träger zum Beispiel von Kindertageseinrichtungen wegen ihrer prekären finanziellen Lage Alarm.
Durch die gesetzlich geregelte Finanzierungssystematik für den Bereich der Kindertageseinrichtungen, ergibt sich für Träger ein nur unter enormen Kraftanstrengungen zur tragendes Finanzdelta, das spätestens mit den vereinbarten Tarifsteigerungen im Jahr 2024 Existenzen und somit notwendige Betreuungsplätze bedroht. Die tatsächlichen Kosten werden nicht erstattet“, merkt Jan-Philipp Krawinkel an. Diese ohnehin bestehende Problematik der Finanzierung verschärfe sich zudem durch die derzeitige Inflation drastisch.
Betroffen von dem Dilemma der Auseinanderentwicklung von Tarifentwicklung und stagnierenden oder rückläufigen Förderungen sind zahlreiche Beratungen wie Schuldnerberatung, Wohnungslosenhilfe, Integrationsberatungen, Eingliederungs- und Altenhilfen, Krebsberatung u. v. m.! Torsten Gunnemann: „Es ist 5 vor 12 für die Freie Wohlfahrtspflege in NRW. Wir brauchen dringend ein Einlenken der Politik, damit wir auch in Zukunft in der Lage sind, Daseinsvorsorge im Sinne der Menschen vor Ort leisten zu können.“
„Das war ein beeindruckendes Zeichen und vor allem Warnsignal, dass die Wohlfahrtsverbände mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Düsseldorf gezeigt haben. Wir hoffen, dass die Politik die richtigen Schlüsse zieht“, so Heidrun Schulz-Rabenschlag. In jedem Fall zeigten sich die anwesenden Politiker allesamt von dem Aktionstag schwer beeindruckt.
Bildzeile: Ein (kleiner) Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Hagener Wohlfahrtsverbände in Düsseldorf.