Diakonie Mark-Ruhr
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„Budgetneutralität bei personenzentrierter Arbeit mit beeinträchtigten Menschen derzeit kaum möglich“


Iserlohn. Besonderer Besuch für die Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen (DMR-T&W): Auf Einladung des heimischen Landtagsabgeordneten Thorsten Schick (CDU), begrüßte DMR-T&W-Geschäftsführer Christian Müller jetzt die NRW-Beauftragte für Menschen mit Behinderung und für Patientinnen und Patienten, Claudia Middendorf, am Einrichtungsstandort Lange Straße in Iserlohn.

Der Standort Lange Straße beinhaltet verschiedene Angebote wie den Fachbereich Beratung und Bildung, das Büro für Leichte Sprache, die Außenwohngruppe für Menschen mit Behinderung sowie Apartments für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Am Fachaustausch nahm, neben der Leitungsebene der jeweiligen Arbeitsbereiche, auch Herr Rabener teil. Der 57-jährige Klient der Einrichtung, der ein Apartment in der Einrichtung bewohnt und nebenbei im angeschlossenen Büro für Leichte Sprache ehrenamtlich als Prüfer arbeitet, berichtete im Beisein der Politiker:innen ausführlich über sein Leben und die Alltagsstrukturen in der Einrichtung. Thema des Austauschs mit den Mitarbeitenden waren auch die Veränderungen durch das neue Bundesteilhabegesetz und die besonderen Herausforderungen einer von den Landschaftsverbänden geforderten kostenneutralen Finanzierung der personenzentrierten Unterstützungsangebote durch die Träger:innen.

Ein eigenes Apartment, Austausch und Kontakt mit weiteren Klient:innen im Gemeinschafts-Wohnbereich, individuelle Begleitung und Unterstützung zu jeder Tages- und Nachtzeit durch Fachpersonal, Gewaltpräventionsarbeit, Möglichkeiten der beruflichen Teilhabe und vieles mehr: Die Liste der Unterstützungsangebote für Michael Rabener und die weiteren Klient:innen am innenstadtnahen Einrichtungsstandort Lange Straße ist umfassend und am Bedarf der Zielgruppe ausgerichtet. „Ich bin glücklich und fühle mich hier gut aufgehoben“, berichtet Michael Rabener zufrieden. Davon ließen sich bei ihrem Besuch auch Claudia Middendorf und Thorsten Schick überzeugen und zeigten sich beeindruckt von der Vielfalt der Angebote der DMR-T&W. „Unser Ziel ist es, jeden Menschen dort abzuholen, wo er steht und dann mit ihm zusammen die Entwicklung zu machen, die er sich zutraut“, erläutert Geschäftsführer Christian Müller.

Die Umsetzung und die Weiterentwicklung dieser personenorientierten Betreuungen, vor allem im Hinblick auf die Umsetzbarkeit und Finanzierung, bereitet Christian Müller und seinem Team allerdings Sorgen. „Unsere Mitarbeitenden entwickeln die Angebote und Wohnformen im Sinne von mehr Teilhabe und mehr Selbstbestimmung mit voller Überzeugung weiter.“ Das Problem: Vor allem die steigenden Kosten. „In der gegenwärtigen Situation ist die von den Landschaftsverbänden geforderte Budgetneutralität bei personenzentrierter Arbeit mit beeinträchtigten Menschen kaum möglich“, sagt Müller. Er bemängelt die zunehmende Bürokratisierung, schwindende Verlässlichkeit und die geringe Bearbeitungsgeschwindigkeit gemeinsamer Projekte mit dem Landschaftsverband. Claudia Middendorf und Thorsten Schick hörten zu und versprachen sich einzusetzen, um die Stärkung der individuellen Teilhabe für Menschen wie Michael Rabener zu fördern und Lösungsansätze zu liefern, um dabei auch die Träger:innen zu entlasten.

 

Zum Hintergrund:
Die Diakonie Mark-Ruhr Teilhabe und Wohnen gGmbH (DMR-T&W) mit Sitz in Iserlohn, eine Tochtergesellschaft der Diakonie Mark-Ruhr, bietet seit mehr als 40 Jahren soziale Dienstleistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, psychischer Erkrankung und Abhängigkeitserkrankungen sowie für deren Angehörige an. Sie richtet sich an Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und Bedarfen an Assistenz und Förderung. Es handelt sich dabei beispielsweise um Menschen mit Intelligenzminderung, Sinnesbeeinträchtigungen, körperlichen oder psychischen Erkrankungen, Abhängigkeitserkrankungen oder Kinder/Jugendliche mit Förderbedarfen und/oder aus sozial schwächeren Familienstrukturen. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen auf den Themen Wohnen, individuelle Förderung sowie professionelle Begleitung.

 

Bildzeile: Michael Rabener (li.) führte Claudia Middendorf und Thorsten Schick bei ihrem Besuch der DMR-T&W in der Lange Straße auch durch sein Apartment in der Wohngruppe.