Schuldner- und Insolvenzberatung arbeitet an der Belastungsgrenze
Hagen. Die aktuelle Energie- und Inflationskrise bereitet vielen Menschen Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte. „Vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten belasten viele Ratsuchende“, berichten Jenny Friße und Charlotte Pleß von der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle in Hagen. Die Einrichtung der Diakonie Mark-Ruhr ist jetzt umgezogen und fortan in der Körnerstraße 82 beheimatet. Die Beraterinnen kämpfen derzeit mit steigenden Anfragen und immer längeren Wartezeiten bei Betroffenen für ein Erstgespräch. Eine Verbesserung der Situation sehen sie kurz- und mittelfristig nicht – im Gegenteil.
„Unsere neuen Räumlichkeiten sind ruhig und hell, dadurch entsteht eine angenehme Beratungsatmosphäre“, erzählen Jenny Friße und Charlotte Pleß bei der offiziellen Eröffnung des neuen Standorts in der Körnerstraße 82. Die Schuldnerberatung der Diakonie Mark-Ruhr hilft Menschen, wenn Miete und Energiekosten, Kreditraten, Inkassobüros, Mahnbescheide Kontopfändungen, Lohnpfändungen, Vollstreckungsbescheide oder Gerichtsvollzieher Probleme bereiten. Für die Ratsuchenden ist das Angebot nun in unmittelbarer Nähe zum Haupt- und Busbahnhof gelegen und auch aus der Innenstadt gut erreichbar. Im Hinblick auf die derzeitige Situation hilft das Jenny Friße und Charlotte Pleß, die von den Verwaltungsmitarbeiterinnen Iman Khalaf und Gabriele Richter unterstützt werden, aber nur bedingt. Sie schätzen, dass der Bedarf an Schuldner- und Insolvenzberatungen 2023 steigen wird.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Beratungszahlen am Standort Hagen bereits jetzt höher (2022: 394 / 2023:433). Gegenwärtig sind die stark steigenden Energiekosten aber noch kein großes Thema, dafür die hohen Lebenshaltungskosten umso mehr. „Unsere Einschätzung ist, dass die Beratungsanfragen im neuen Jahr rasant steigen werden, wenn die Jahresabrechnungen der Energieversorger die Menschen erreichen. Außerdem rechnen wir für 2023 bei den Beratungsanfragen mit einem Verzögerungseffekt aus diesem Jahr, den wir auch schon in der Coronapandemie beobachtet haben“, sagt Jenny Friße. Doch schon jetzt können sie die Anfragen nicht bedarfsgerecht bedienen. „Unsere Kapazitäten für intensive Beratungen sind ausgeschöpft und es muss mit langen Wartezeiten gerechnet werden“, berichtet Charlotte Pleß.
Potenziellen Klient:innen rät die Schuldner- und Insolvenzberatung die Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos. Unterhalts- oder Kindergeldberechtigten Personen wird die Erhöhung des Freibetrags empfohlen. „Das sind Dinge, zu denen wir zu unseren Telefonsprechzeiten erste wichtige Infos geben und gegebenenfalls auch kurzfristig Termine anbieten können“, erklärt Jenny Friße. Für ihre Kollegin und sie ist die Situation dennoch ein Dilemma, da die jetzt schon erschöpften Kapazitäten weiter belastet werden. Denn nicht zuletzt mit den Auswirkungen und Rahmenbedingungen, die Inflation und Energiekrise gesetzt haben und setzen werden, so werden auch die Beratungen umfassender.
Aus diesem Grund fordert die Schuldner- und Insolvenzberatung mehr Möglichkeiten durch die Politik, um das Beratungsangebot zu erweitern. Heidrun Schulz-Rabenschlag, Fachbereichsleitung Soziale Dienste bei der Diakonie Mark-Ruhr: „Im Koalitionsvertrag ist das Ziel des Ausbaus der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung und der Erweiterung der Zugangsberechtigten fixiert. Dringlich ist auch eine solide Finanzierung der Beratungsangebote, die aktuell mit kommunalen und Eigenmitten der Anbieter:innen vor Ort geleistet werden muss.“
Kontakt:
Schuldner- und Insolvenzberatung Hagen
Körnerstr. 82
58095 Hagen
Termine nur nach Vereinbarung!
Tel.: 02331 9819 050
E-Mail: sb.hagen@ diakonie-mark-ruhr.de
Bildzeile (v.l.n.r.): Heidrun Schulz-Rabenschlag (Fachbereichsleitung Soziale Dienste), Charlotte Pleß (Schuldner- und Insolvenzberatung), Jenny Friße (Schuldner- und Insolvenzberatung) und Iman Khalaf (Verwaltung Schuldner- und Insolvenzberatung).