Diakonie Mark-Ruhr
Diakonie

Pilotprojekt „Entdeckungstour Seelsorge“ setzt Akzente


Hagen. Was ist Seelsorge? Wie erlebe ich Seelsorge im Pflegealltag? Was macht das mit mir und meinen Mitmenschen? Auszubildende der Diakonie Mark-Ruhr kamen im Rahmen eines von der Unternehmensspitze initiierten Pilotprojekts zusammen, um diesen zentralen Leitfragen diakonischer Arbeit auf den Grund zu gehen.

Bei einem Präsentationstag im Hagener Wichernhaus trugen zehn Berufsstarter aus dem Bereich Pflege, die im Frühjahr ihre Ausbildung begonnen haben, in Anwesenheit von Fachbereichsleitungen und Geschäftsführung ihre Erfahrungen, Perspektiven und Einstellungen zu diesem Thema vor. Das Ergebnis: Beeindruckende und berührende Präsentationen, der Austausch soll ab sofort einen festen Platz im Ausbildungsprogramm haben.

„Altenpflege bedeutet nicht ausschließlich Pflege und Versorgung. Der Beistand und die Seelsorge für die Menschen sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Die alltägliche Seelsorge im Pflegealltag ist hier besonders im Fokus“, findet Diakon und Seelsorger Frank Brauckhoff-Rupieper, der zusammen mit der Schwerter Seelsorgerin und Pfarrerin Ulrike von Mayer die erstmalig stattfindende Veranstaltung moderierte. „Ein gutes Gespräch, ein offenes Ohr, eine liebevolle Geste, Zeit. Seelsorge kann viele Facetten haben“, leitet Ulrike von Mayer ein.

Die spannende Frage also: Wie erleben Auszubildende, die erst seit einiger Zeit im Pflegeberuf arbeiten, seelsorgerische Arbeit in ihren Einrichtungen bei der Diakonie Mark-Ruhr? Was empfinden Sie dabei? Zusammen mit ihren Praxisanleiter:innen aus den Einrichtungen haben die Auszubildenden ihre Eindrücke, Beobachtungen und Wahrnehmungen gesammelt und stellten sie schließlich in beeindruckender Art und Weise vor. Regina Mehring, Geschäftsführerin der Pflege und Wohnen gGmbH und der Ev. Pflegedienste Mark-Ruhr gGmbH, Fachbereichsleitungen, Mitarbeitervertretungen und Qualitätsmanagement hörten den Ausführungen gespannt zu.

Seelsorge ist Teamarbeit und höchst herausfordernd

„Seelsorge erlebe ich in meiner Einrichtung als eine Hand in Hand gehende Teamarbeit“, schildert beispielsweise Vanessa, die im Lutherhaus Bommern arbeitet, ihre Eindrücke. In der Einrichtung, die sich speziell an Anforderungen für Demenzkranke ausrichtet, nimmt sie Seelsorge „an jeder Ecke“ wahr. „Ob sozialer Dienst, Wohnbereichsleitung, Kolleg:innen oder auch Angehörige – der Wille zum Beistehen, Mittragen und Sich-Einfühlen den Mitmenschen gegenüber ist hier überall spürbar.“ Ihre Präsentation ergänzte sie um eindrucksvolle, selbst aufgenommene Bilder aus ihrem Berufsalltag.

„Seelsorge bedeutet für mich Begleitung und Unterstützung für Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden“, sagt Kerstin, die gerade ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau im Altenzentrum St. Jakobus in Breckerfeld absolviert. In einer berührenden Erzählung beschreibt sie Seelsorge als einen großen Teil ihrer Arbeit, welcher sich beispielsweise beim Abschied von Bewohner:innen und der Trauerbewältigung mit den Angehörigen als emotional höchst herausfordernd darstellen kann.

Begriff Seelsorge ist vielfältig

Joana, angehende Pflegefachkraft, aus dem Bodelschwingh Haus in Hagen: „Das Lächeln unserer Bewohnerinnen und Bewohner ist ein Spiegel ihrer Seele und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Es ist unsere Aufgabe für sie da zu sein, ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöten zu haben, um dadurch ihre Ängste abzubauen.“ Sie nimmt gleichzeitig aber auch wahr, das sich die Bewohnerinnen und Klient:innen in der Gesellschaft untereinander gegenseitig Halt geben. „In unseren Pflegeeinrichtungen ist niemand allein“, findet Joana.

„Vieles von dem, was bei unserer Arbeit täglich stattfindet, wird oft gar nicht als Seelsorge wahrgenommen. Das ist es aber“, sagt Joseph aus der Diakoniestation Hagen Hohenlimburg, einem ambulanten Pflegedienst der Diakonie Mark-Ruhr. „Ich habe beobachtet, dass nicht nur Wörter Seelsorge sind, sondern auch, wenn man mit einem Lächeln in die Tür kommt oder durch ein kurzes Streicheln über dem Arm sein Mitgefühl ausdrückt.“ Ähnlich nimmt das auch Thomas aus dem Johannes-Mergenthaler-Haus in Schwerte wahr: „Es geht in meinem Job nicht nur darum, dass unsere Klient:innen ‚satt und sauber‘ sind, sondern darum, für sie da zu sein, sie aufzubauen und ihnen mit Respekt und Verständnis zu begegnen. Auch wenn es manchmal stressig ist.“ Er ist überzeugt: „Ich glaube einfach, da zu sein, kann jeder von uns. Wir alle können uns um die Seele unserer Mitmenschen sorgen und das macht uns alle zu Seelsorger:innen“.

Die durchweg authentischen und eindrucksvollen Beiträge der Diakonie-Auszubildenden machten deutlich, dass Einfühlungsvermögen und Menschenliebe Fundament und Triebfeder ihrer Arbeit in der Pflege sind. „Sie sind die ersten Auszubildenden, die sich zu diesem Thema positionieren. Ihre Ausführungen und die Qualität der Vorträge begeistern mich, sie sind Ansporn und Motivation für unsere Arbeit“, bedankte sich Geschäftsführerin Regina Mehring für den beeindruckenden Vormittag mit den Diakonie-Auszubildenden im Hagener Wichernhaus, der zu einem regelmäßigen und wiederkehrenden Austausch angeregt hat.

Bildzeile: Daumen hoch! Die Premiere der „Entdeckungstour Seelsorge“ war für alle Beteiligten ein inspirierender und wichtiger Austausch.