Immer mehr verzweifelte afghanische Flüchtlinge wenden sich an die Berater*innen der Diakonie Mark-Ruhr / Appell der Landeskirchen
Iserlohn/ Hagen. Die Entwicklung der vergangenen Monate in Afghanis-tan, speziell die Ereignisse im Umfeld des Abzuges der westlichen Streitkräfte, hat die Diakonie Mark-Ruhr schwer erschüttert, wie Heidrun Schulz-Rabenschlag, Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste, betont.
„Es gibt bei uns nahezu täglich Anfragen von in Iserlohn und Umgebung lebenden Geflüchteten, sehr verzweifelten Afghanen, ob wir von hier aus etwas für Angehörige, meist Eltern, tun können“, berichtet Jens Keienburg von der Flüchtlingsberatung der Diakonie Mark-Ruhr in Iserlohn. Ähnlich sieht die Situation bei den Kolleg*innen des Fachdienst Integration und Migration Hagen/ Ennepe-Ruhr aus. Da die deutsche Botschaft in Kabul nicht mehr besetzt sei, die Botschaften in Islamabad, Teheran oder Delhi entweder überhaupt nicht oder nur aufschiebend antworten würden und zudem der Grenzübertritt in die benachbarten Länder in der Regel nicht mehr möglich sei, sind die Berater*innen der Diakonie Mark-Ruhr immer häufiger mit den Ängsten, Sorgen und Nöten Angehöriger konfrontiert. „Uns bleibt nicht viel anderes übrig als abzuwarten“, verweist Jens Keienburg auf die herausfordernden außenpolitischen Aufgaben dieser Tage.
Vor diesem Hintergrund schließt sich die Diakonie Mark-Ruhr einem Appel von Präses Dr. Thorsten Latzel, Präses Dr. Annette Kurschus und Landessuperintendent Dietmar Arends zu Afghanistan an. „Die Evangelische Kirche fordert ebenso wie wir großzügige Aufnahmeprogramme für afghanische Geflüchtete und einen sicheren Aufenthaltsstatus für hier lebende Afghan*innen“, so Heidrun Schulz-Rabenschlag.
Der Appell richtet sich an alle politisch Verantwortlichen in Bund und Län-dern und beinhaltet folgende Punkte:
• großzügige humanitäre Aufnahmeprogramme aufzulegen. Neben den Ortskräften und ihren Familien sollten auch Journalistinnen und Journalisten, Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten so-wie aktiv am Aufbau eines demokratischen Afghanistan Beteiligte
einbezogen werden;
• den Familiennachzug zu in Deutschland lebenden Schutzberech-tigten erheblich zu erleichtern und zu beschleunigen; ein nennenswertes Resettlement-Kontingent für besonders schutzbedürftige afghanische Flüchtlinge bereitzustellen;
• neben einem Bundesaufnahmeprogramm auch Landesaufnahmeprogramme aufzulegen für Angehörige bereits in Deutschland lebender Afghanen und Afghaninnen;
• den Ländern und Kommunen, die sich zu einer Aufnahme bereit erklärt haben, diese endlich zu ermöglichen;
• allen hier bei uns lebenden Afghaninnen und Afghanen einen sicheren Aufenthaltsstatus zu geben und dann auch für sie den Fa-miliennachzug schnell zu ermöglichen. Dies geht nur, wenn der Entscheidungsstopp des BAMF bei Asylverfahren von Menschen aus Afghanistan beendet wird;
• in Deutschland lebende und auch neu ankommende Afghaninnen und Afghanen zügig aus den Erstaufnahmeeinrichtungen auf die Kommunen zu verteilen und den Zugang zu notwendiger psychosozialer Unterstützung sowie zu weiteren Integrationsmaßnahmen und -möglichkeiten zu gewährleisten.