Diakonie Mark-Ruhr
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Diakonie Exkursion in betroffene Hochwassergebiete - Hagen


Hagen/Hohenlimburg. Der Starkregen und das darauffolgende Hochwasser im Juli haben auch Familien im Zuständigkeitsgebiet der Diakonie Mark-Ruhr schwer getroffen. Am Freitag (17. September) konnte sie Vertreter der Diakonie Katastophenhilfe und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe begrüßen, die sich einen Eindruck von der Situation vor Ort gemacht haben.

"Viele Menschen stehen nun vor großen Herausforderungen. Wir möchten uns ein Bild von der aktuellen Situation hier machen und so gemeinsam den Familien Unterstützung und Hilfe anbieten“, beschreibt Pfarrer Martin Wehn, Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr die Aufgabe. Neben Pastor Ulrich Christenn von der Diakonie RWL in Düsseldorf waren auch Martin Keßler und Lena Bledau, Diakonie Katastrophenhilfe aus Berlin, gekommen. Zunächst berichteten Ilona Ladwig-Henning, Einrichtungsleiterin in Luthers Waschsalon, Christine Wienstroth, Einrichtungsleiterin der Wohnungslosenhilfe Hagen sowie Martina Pacyna, Leiterin der Beratungsstelle Arbeit Hagen, von den Erfahrungen der Antragsstellung. „Es wurde sehr schnell deutlich, dass die betroffenen Familien die finanzielle Unterstützung gut gebrauchen können. Allerdings hat die psychosoziale Begleitung viel mehr Zeit in Anspruch genommen und sollte auch in nächster Zeit nicht außer Acht gelassen werden“, betonen die Einrichtungsleitungen der Diakonie Mark-Ruhr.

Der erste Besuch des Tages war im Apollo Kino in Altena. Das Kino war selbst vom Hochwasser betroffen ist aber auch Anlaufstelle und Treff-punkt für betroffene Familien. Zu den betroffenen Familien zählt zum Beispiel ein alleinerziehender Vater, der einen Schaden von 40.000 Euro zu bewältigen hat. Untergekommen sind sein Sohn und er nun auf ihrem Campingplatz in Iserlohn: „Wir sind froh, unseren Campingplatz zu haben und dort momentan wohnen zu können, da unser Haus unbewohnbar ist. Nachdem wir zunächst einem Fake-Anbieter von Trocknungsgeräten zum Opfer gefallen sind, haben wir doch Trocknungsgeräte bekommen und die Wände können nun wieder verputzt und tapeziert werden“, berichtet der alleinerziehende Vater. Neben dieser Familie sind viele weitere betroffen, dort stand das Wasser ein Meter hoch und Unmengen an Schlammmassen mussten weggeräumt werden. Auch betroffene Firmen in der Stadt können ihre Arbeit teilweise noch nicht wieder aufnehmen.

Ähnliche Bilder werden den Mitarbeiter*innen der Diakonie in Hohenlimburg geschildert: das Wasser stand 90 cm hoch, Schlamm und Lehm standen zehn cm hoch. Der Nahmerbach und die Wassermassen aus den Wäldern zerstörten viele Häuser und Gärten der Bewohner*innen. Eine betroffene Familie berichtet: „Die Lehmputzwände unseres Fachwerkhauses sind wortwörtlich weggespült worden.“ In der Nacht als das Hochwasser begann waren die Betroffenen noch arbeiten: „Mein Mann schaffte es noch nach Hause und brachte sich mit unserem Hund und unserer Katze im Obergeschoss in Sicherheit. Ich telefonierte noch mit ihm doch am Morgen war dann auch sein Akku leer. Die Ungewissheit, was mit ihm, unseren Tieren und unserem Haus ist, war unerträglich. Als ich hörte, dass die Bewohner*innen in der Nahmer evakuiert wurden konnte ich nur spekulieren, ob er nun auch dabei ist.“, berichtet die Betroffene. Auch in der Nahmer geht es nun an den Wiederaufbau und an die Sanierung, die Hilfen des Landes und die von den Wohlfahrtverbänden weitergeleiteten Spenden aus der gesamten Bundesrepublik sind eine große Unterstützung. Aber auch in der Nachbarschaft hilft man, wo man kann: „Die Hilfe und Unterstützung unter den Nachbar*innen ist einfach großartig“, betont die Familie.

Zum Ende der Exkursion besuchten die Diakonievertreter betroffene Familien in Hagen-Dahl. In den betroffenen Häusern riecht es nach Öl, die Wände fangen an zu schimmeln und Familien kämpfen mit den Folgen. „Unsere Tochter ist sieben Jahre alt und verarbeitet das Geschehene nicht so gut“, berichtet ein Familienvater. Eine andere Familie hat Probleme mit der Versicherung und den Trocknungsfirmen, die psychische Belastung der Familien ist nicht zu übersehen. „Die Diakonie RWL wird in Zusammenarbeit mit der Diakonie Mark-Ruhr und den Kirchengemein-den vor Ort weitere Unterstützung bieten. Zum einen werden weitere finanzielle Hilfen beantragt werden können, zum anderen ist uns aber auch deutlich geworden, dass gerade die seelische Begleitung von Nöten ist“, betont Ulrich Christenn.