Diakonie Mark-Ruhr
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Werte-Richtschnur in Konflikten: „Das Ethik-Komitee ist Sicherheit im Hintergrund“


Schwerte. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Pflegeeinrichtungen der Diakonie Mark-Ruhr: wenn es für Mitarbeiter*innen oder Angehörige um ethisch herausfordernde Entscheidungen geht, kann das Ethik-Komitee hinzugezogen werden. Das Komitee besteht aus 14 Mitgliedern, die unterschiedliche Berufs- und Fachkompetenzen und Lebenserfahrungen einbringen. Es steht beratend zur Seite und gibt Werteorientierung.

„Es geht oft um Entscheidungen an der Grenze des Lebens: dabei steht die Würde der Bewohner*innen immer im Mittelpunkt“, berichtet Pfarrerin Friederike Jetzschke, die seit der Gründung Mitglied ist.  „Wir waren damals bei der Gründung vor zehn Jahren Vorreiter. Anders als beispielsweise in Krankenhäusern, gab es ein solches Gremium in der Altenarbeit nicht. Seitdem tritt das Ethik-Komitee auch für diejenigen ein, die sich selbst nicht mehr äußern können. Aber wir stehen auch den Menschen in ihrer beruflichen Praxis zur Seite, helfen und beraten. Auch geben wir den Einrichtungsleitungen die Möglichkeit, Entscheidungen zu reflektieren.“ 

„Bei uns geht es um Werte bei der Gestaltung des Miteinanders und darum, ethische Fragestellungen zu benennen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Für uns ist ein offener Austausch wichtig, bei den Besprechungen geht es um Situationen, nicht um Personen“, beschreibt Ulrike von Mayer, Pfarrerin für Altenheimseelsorge im Klara-Röhrscheidt-Haus und Johannes-Mergenthaler-Haus, das Leitmotiv. Ulrike von Mayer hat seit drei Jahren den Vorsitz des Ethik-Komitees inne. „Wir möchten eine Richtschnur für künftiges Handeln geben, dabei mischen wir uns nicht in Arbeitsabläufe ein. Es ist nicht immer einfach, Lösungen zu finden. Mitarbeiter*innen und Angehörige sollen aber Kraft aus den Ergebnissen des Ethik-Komitees ziehen.“
Für Jürgen Harneit, ebenfalls Gründungsmitglied, geht es beispielsweise auch um die Wertschätzung und Anerkennung den Mitarbeitenden gegenüber. „Welche Kenntnisse, welche Energie, und welche persönliche Reife es bedarf, um in diesem Berufsfeld standzuhalten, finde ich aller Unterstützung wert. Daher wollte ich gern meinen Erfahrungsschatz von 40 Jahren gemeindepsychiatrischer Arbeit zur Verfügung stellen, Erfahrung ist ein Besitz, der auch verpflichtet.“

Es gibt unzählige Beispiele, die die wertvolle Arbeit des Ethik-Komitees deutlich machen. Dabei wird bei den unterschiedlichen Fragestellungen, mit denen sich die Mitglieder konfrontiert sahen, auch die gesellschaftliche Veränderung deutlich. „Künstliche Ernährung war damals großes Thema und die Frage, wie dem Willen von Bewohner*innen entsprochen werden kann“, so Iris Daas, Fachbereichsleitung bei der Diakonie Mark-Ruhr Pflege und Wohnen gGmbH. „Aber auch die Herausforderungen im Umgang mit Demenzerkrankungen, die Entwicklung einer Abschieds- und Trauerkultur, Konflikte bei Entscheidungen im Verhältnis Pflegeeinrichtung und Angehörige, Sexualität im Alter, Mobbing." „Wir greifen auch Tabu-Themen auf und sind immer auf der ‚Suche‘ nach dem Willen der Bewohner*innen“, betont Ulrike von Mayer.

„Das Ethik-Komitee ist für mich und meine Arbeit sehr bereichernd. Es gibt mir die Möglichkeit zum Austausch, zum ‚über den Tellerrand‘ schauen. Es hilft mir zudem die Frage zu beantworten, ob ich eigentlich noch auf dem richtigen Kurs bin. Zu guter Letzt unterstützt es mich dabei, eine klare Haltung einzunehmen, wenn nötig Kurskorrekturen vorzunehmen und diese dann an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiterzugeben“, bewertet Sabine Eickel-Blosen, Leiterin des Meta-Bimberg-Haus in Iserlohn-Hennen. „Das Ethik-Komitee ist Sicherheit im Hintergrund“, fasst Iris Daas treffend zusammen.

Wer mehr über die Arbeit des Ethik-Komitees erfahren möchte, kann sich in den Pflegeeinrichtungen der Diakonie Mark-Ruhr melden.

Bildzeile:
Ulrike von Mayer, Thomas Buschmann, Friederike Jetzschke und Iris Daas (von links) sind Teil des 14-köpfigen Ethik-Komitees. Das Foto ent-stand zwar vor dem Klara-Röhrscheidt-Haus in Schwerte, „zuständig“ ist das Komitee