Diakonie Mark-Ruhr
Diakonie

Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung


Schwelm/ Witten. Die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatun-gen rückt in diesem Jahr Kinder aus überschuldeten Familien in den Fo-kus. „Wir erleben häufig verzweifelte alleinerziehende und einkommens-schwache Eltern, die sich Sorgen um ihre Kinder machen“, berichtet Heidrun Schulz-Rabenschlag, Fachbereichsleitung der Sozialen Dienste der Diakonie Mark-Ruhr. „Bedingt durch die Corona-Pandemie befürchten wir, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird.“ Auch im EN-Kreis, des-wegen macht die Diakonie Mark-Ruhr auf dieses Thema aufmerksam!

„Für viele Kinder ist es schwierig, erfolgreich für die Schule zu lernen, un-beschwert zu spielen und sich gut zu entwickeln“, so Heidrun Schulz-Rabenschlag. „Viele Kinde geraten oft selbst in die Überschuldung, wenn sie älter sind, weil sie den richtigen Umgang mit Geld nicht gelernt haben. Deswegen sind wir der Auffassung, dass das Thema Schulden auch in die Schulen gehört.“

„Aufgrund der eingeschränkten finanziellen Ressourcen und dem Druck der Schuldenlast sind überschuldete Eltern häufiger gereizt und es kommt zu Streitigkeiten in den Familien, was besonders Kinder sehr belastet, zumal sie die Ursachen nicht einordnen können“, berichtet Gundula Beckmann von der Schuldnerberatung der Diakonie Mark-Ruhr. Um ein gutes Aufwachsen von Kindern trotz Überschuldung der Eltern unterstüt-zen zu können, ist eine gute Beratung notwendig! „Es ist für viele Kinder schon in normalen Zeiten schwierig, trotz der besonders belasteten häus-lichen Situation, unbeschwert zu sein, erfolgreich für die Schule zu lernen und sich gut zu entwickeln. Als Folge der Pandemie kommen nun noch weitere finanzielle Sorgen hinzu, wenn viele Sozialleistungen wegfallen, oder der Zugang erschwert ist.“

Kinder, die bisher nach dem Bildungs- und Teilhabepaket Anspruch auf ein kostenloses Mittagessen in der Kita haben, mussten bzw. müssen zu Hause bleiben. „Das kostenlose Mittagessen entfällt also. Dazu kommt, dass zu Hause der Stromverbrauch steigt, Tafeln waren oder sind ge-schlossen, Lebensmittel werden teurer und auch ‚Homeschooling‘ ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden“, berichtet Gundula Beckmann. Sie ergänzt: „Neben der Grundversorgung mit Lebensmitteln und Kleidung, sind keine finanziellen Mittel mit für die Gestaltung von Freizeitaktivitäten, wie Ausflüge und Kinobesuch, vorhanden. Das Bildungs- und Teilhabepaket ermöglicht betroffenen Kindern zumindest sonst die Teilnahme an Klassenfahrten, den Besuch von Vereinen und die Inanspruchnahme ei-nes kostenlosen Mittagessens in Kindergarten bzw. Schule.“

Und gerade in der aktuellen Situation sollte sichergestellt werden, dass Kinder nicht noch größeren Belastungen ausgesetzt werden, weil eine Anpassung ihrer existenzsichernden Leistungen ausbleibt.

Die Diakonie Mark-Ruhr weist auf noch etwas hin: In überschuldeten Haushalten, die Arbeitslosengeld II beziehen, sei es nicht selten Praxis der Jobcenter bei Überzahlungen, Rückforderungsbescheide auch gegen minderjährige Personen einer Bedarfsgemeinschaft zu erlassen. Dieses führe häufig dazu, dass die betroffenen Kinder beim Erreichen der Volljäh-rigkeit verschuldet sind. „Die Verschuldung von Minderjährigen im Sozial-recht müsste deshalb vollständig abgeschafft werden“, so Heidrun Schulz-Rabenschlag.

In der Schuldnerberatungsstelle Schwelm wurden in diesem Jahr 80 Erstberatungen durchgeführt. In diesen Haushalten leben 101 Kinder. In der Beratungsstelle in Witten fanden 84 Erstberatungen statt. In den betroffe-nen Haushalten leben 75 Kinder.