Diakonie Mark-Ruhr
Diakonie

Seit 25 Jahren hält Friederike Fliedner ihre schützende Hand über die Schule


Iserlohn. Eines Montagmorgens wurde Friederike Fliedner wieder lebendig: Am 9. September 2009 lief sie durch das nach ihr benannte Berufskolleg. Christine Böning, Lehrerin für die Fachpraxis Gesundheitsförderung, wandelte mit langem grauen Kleid, weißer Schleife und der charakteristischen Spitzenhaube stilecht durch die Schule an der Corunnastraße 3. Zum 15-Jährigen der Namenspatronin hatte sie sich die Tracht vom Pflegemuseum Kaiserswerth aus Düsseldorf schicken lassen.

In diesen Tagen jährt sich die Namensgebung der Iserlohner Schule in Trägerschaft der Diakonie Mark-Ruhr erneut: Am 9. September 2019 trägt die Einrichtung seit nunmehr 25 Jahren ihren Namen.

Friederike Fliedner (1800 – 1842), geborene Münster, gründete 1836 zusammen mit ihrem Mann Theodor Fliedner das Diakonissen-Mutterhaus am Kaiserswerther Markt. „Friederike und Theodor Fliedner hatten erkannt, dass viele unverheiratete Frauen gesellschaftlich nicht anerkannt waren. Diese Frauen wollten sie gesellschaftlich integrieren und ihnen die Möglichkeit einer fundierten Ausbildung als Krankenpflegerinnen bieten“, sagt die ehemalige FFBK-Lehrerin Christine Böning. Als Dienstkleidung trugen die Diakonissen die Tracht mit der Haube, das Zeichen für verheiratete Frauen. „Jungen  Frauen und Mädchen eine gute Berufsausbildung zu ermöglichen, die sie auch finanziell unabhängig sein lässt, ist nach wie vor eine aktuelle gesellschaftliche Aufgabe“, sagt Schulleiterin Andrea Schumann über den freudigen Anlass. „Auch heute ist es nach wie vor ein bedeutsames Ziel, junge Frauen und Mädchen so zu qualifizieren, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft nicht nur finden, sondern dass sie auch verantwortungsvolle Aufgaben wahrnehmen“, so die Schulleiterin.

Das heutige Berufskolleg war 1965 als Pflegevorschule für junge Mädchen gestartet, damals noch an der Bodelschwinghstraße. Als die Schule Anfang der Neunziger als eine der ersten die Berufsausbildung zum Sozialhelfer anbot, passte die bisherige Bezeichnung jedoch nicht mehr. „Bevor wir diese schulische Berufsausbildung aufnahmen, wurde  nach intensiven Gesprächen unter den Leitungsgremien von Schule und Wohnheim, dem Hausvorstand und dem Diakonischen Werk Iserlohn beschlossen, die unter der schon seit langem missgedeuteten Bezeichnung ,Pflegevorschule‘ stehende Einrichtung nach einem Namenspatron zu benennen, um einen unverwechselbaren Namen zu haben“, sagte der damalige Schulleiter Karl Kurt Heering 2005 in seiner Rede anlässlich des 40-jährigen Bestehens. Die Anregung zum Namen Friederike Fliedner sei 1993 von der einstigen Internatsbetreuerin Anke Frickmann, selbst eine Diakonissin, gekommen, erinnert sich Christine Böning. Seit 1994 trägt die Schule mit Stolz ihren Namen. „Sie war eine Frau von großer Frömmigkeit, die eine ganz große Gewissenhaftigkeit, hohes Verantwortungsbewusstsein und eine große Liebe zur Arbeit auszeichnete“, sagt Fliedner-Kennerin Rahel Schöttler. „Ich wünsche mir, dass unsere Schüler mit der gleichen Hingabe arbeiten, aber dass man auch darauf achtet, sich nicht in der Arbeit zu verlieren“, sagt die Pfarrerin und Religionslehrerin, die jeweils mit allen neuen Klassen auf das Leben und Werk von Friederike Fliedner intensiv eingeht.  

Im Schulmotto ,Lernen mit Kopf, Herz und Hand‘ spiegelt sich das Wirken der Namenspatronin bis heute wider. Regelmäßig begeben sich die Schülerinnen und Schüler auf ihre Spuren, wenn die Klassen der angehenden Sozialassistenten mit ihren Lehrern nach Kaiserswerth fahren. Auch ohne Original- Tracht geht es am Friederike-Fliedner-Berufskolleg 2019 nach wie vor lebendig zu. Mit der neu hinzugekommen Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) arbeiten die angehenden Erzieherinnen und Erzieher vom ersten Tag in ihren Einrichtungen, drei Tage in der Woche sind die Studierenden in der Schule. Rund 275 Schülerinnen und Schüler sind im August ins neue Schuljahr gestartet – so viel wie nie zuvor. Das hätte auch Friederike Fliedner ganz sicher gefallen.