Diakonie Mark-Ruhr
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Qualifikation von Arbeitslosen: Mit Weiterbildung gegen den Fachkräftemangel


Hagen. Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW belegt: Je besser qualifiziert Arbeitslose sind, umso leichter finden sie zurück auf den Arbeitsmarkt. Doch wer Hartz IV bezieht, profitiert kaum von beruflichen Weiterbildungsangeboten. Dies zeigt sich auch in Hagen.

In Hagen hatten im Dezember 2017 6.387 der insgesamt 9.496 Arbeits-losen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Während Fachkräfte in der Regel schnell eine Stelle finden, ist die Situation für Geringqualifizierte fast aussichtslos. So lag die Arbeitslosenquote von Ungelernten in Hagen im Jahr 2017 mit 27,8 Prozent deutlich über der allgemeinen Ar-beitslosenquote von 10,3 Prozent. „Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt können wir nur mit Aus- und Weiterbildungen erhöhen“, so Pfr. Martin Wehn, Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Hagen im Jahr 2018. Auch wenn der Fachkräftemangel in NRW derzeit noch berufsspezifisch und regional begrenzt sei, klagten Arbeitgeber über zunehmende Prob-leme, Stellen zu besetzen. Doch obwohl rund 75 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, sind geringqualifi-zierte Arbeitslose im Hartz-IV-System von beruflichen Aus- und Weiter-bildungen weitgehend ausgeschlossen. Zwischen November 2016 und Oktober 2017 entfielen nur 9,7 Prozent der Zuweisungen in Fördermaß-nahmen auf Maßnahmen zur Berufswahl, Berufsbildung oder beruflichen Weiterbildung. Im System der Arbeitslosenversicherung waren es im gleichen Zeitraum hingegen 26,2 Prozent, obwohl Empfänger von Ar-beitslosengeld aus der Arbeitslosenversicherung in Hagen vergleichs-weise besser qualifiziert sind.„Diese Zahlen spiegeln Verfehlungen in der Arbeitsmarktpolitik des letzten Jahrzehnts wieder“, kritisiert Pfr. Martin Wehn. „An- und ungelernte Arbeitslose müssen viel mehr Angebote zur beruflichen Weiterbildung erhalten, die ihnen idealerweise konkrete Perspektiven auf einen Berufs-abschluss eröffnen.“ Dazu seien neue Konzepte nötig, die die Wünsche und Talente von Menschen im verfestigten Hartz IV-Bezug berücksichtig-ten, etwa handwerkliches Geschick und Kreativität. Gleichzeitig benötigten sie aufgrund von problembelasteten Biografien, fehlenden Schulab-schlüssen, wenig Lernerfahrung oder schlechten Deutschkenntnissen begleitende Unterstützung.Die Freie Wohlfahrtspflege in Hagen fordert, mehr in die Qualifizierung insbesondere von un- und angelernten Arbeitslosen zu investieren und die Mittel dafür deutlich zu erhöhen. „Genau dort, wo die Not der Menschen und die Potentiale zur Fachkräfteentwicklung besonders groß sind, wird am wenigsten investiert. Das widerstrebt nicht nur jedem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden, sondern auch der Vernunft.“ Für viele Arbeitslose, aber auch etliche prekär beschäftigte Menschen – darunter viele Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete – kann nach Ansicht der Freien Wohlfahrtspflege in Hagen eine nachholende Berufsausbildung oder abschlussbezogene Weiterbildung ein wichtiger Baustein zu Integration und Teilhabe sein. Mehr anschlussfähige zwei- und dreijährige Ausbildungsgänge, geförderte Umschulungen, Teilzeitausbildungen sowie Vorbereitungskurse auf die Externenprüfung bieten sich hierzu als Wege an.
Hintergrund:
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Ana-lysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeits-marktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäf-tigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfs-gemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperati-onsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozial-politik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarktberichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten. Alle Ausgaben des Arbeitslosenreports sowie weiterführende Informationen unter: freiewohlfahrtspflege-nrw.de/initiativen/arbeitslosenreport-nrw/